Samstag, 8. März 2014

Das Mädchen - Angelika Klüssendorf



 

 

Die Mutter terrorisiert ihre Kinder, der Vater trinkt – wenn er überhaupt da ist. Aber ›das Mädchen‹ arbeitet sich mit Mut und unbeugsamem Lebenswillen durch die niederdrückenden Verhältnisse einer Jugend und rettet sich in »Brehms Tierleben« und Grimms Märchen. Schon am Anfang scheint hier alles zu Ende zu sein, aber ist das Ende doch ein Anfang? Mit ihrer klaren, knappen, präzisen Prosa, großer Lakonie und trockenem Humor versetzt Angelika Klüssendorf den Leser in eine Kindheitswelt, die das Kindsein kaum zulässt – und in der sich ›das Mädchen‹ dennoch behauptet. (Klappentext)








Vor drei Jahren (2011), war das Mädchen für den deutschen Buchpreis nominiert und da mein Freund einen Artikel über dieses Buch gelesen hat, dachte er, dies würde mir gefallen und schenkte es mir als Leselektüre für unseren gemeinsamen Urlaub.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas von diesem Buch gehört und das stellte sich echt als eine Schande heraus. Es ist ein unglaubliches Literarisches Werk über das grausame Aufwachsen eines namenlosen Mädchens in der DDR, zwischen trinkender und prügelnder Mutter, dem Kinderheim und dem gnadenlosen Staatsapparat.

Mehr als erschreckend und realistisch, ist das Leiden des kleinen, mageren Mädchens zu lesen, wie es von ihrer, zu jederzeit gewaltbereiten und sadistischen Mutter, gequält und misshandelt wird. Wie sie die Gewalt gegenüber ihren kleinen Bruder, fast gleichgültig aufnimmt, nur mit der Erleichterung, diesmal nicht der Mittelpunkt des Gewaltniedergangs zu sein.

Bei dem Versuch zu Überleben und sich irgendwie ihrer eigenen Würde zu bewahren, läuft sie mehrmals von zu Hause weg und fängt an zu klauen. Natürlich mit dem Ausgang irgendwann erwischt zu werden und im Heim zu landen. Mich selber hat es ein wenig erstaunt das bei dem, immer wieder erklärten, äußerlichem Zustand des Mädchens, niemand von den Lehrern sich dazu verpflichtet gefühlt hat, dies dem Jugendamt oder der Polizei zu melden. Aber ich bin auch nicht in der DDR aufgewachsen und weiß dadurch nichts über die damaligen Verfahrensweisen.

Mich hat dieses Buch sehr berührt und erinnerte mich an Bücher wie: „Sie nannten mich Es“ (Dave Pelzer), „Der verlorene Sohn“ (Dave Pelzer) oder „Ich bin nicht mehr eure Tochter“ (Karin Jäckel).
Leider gibt es bei diesem 194 Seiten Buch, kein Nach oder Vorwort, wodurch es sich nirgendwo her erschließen lässt, ob diese Geschichte auf teilweisen erlebten eigenen Erfahrungen aufbaut. Ich selber finde, das die niedergeschriebenen Gefühle und Gedanken, extrem realistisch und glaubwürdig rüber kommen und ich denke, dass es sehr schwer sein muss, selber nichts davon erlebt zu haben.

Einen kleinen Punkteabzug muss ich dem Buch leider jedoch geben. Denn es endet quasi mitten in der Geschichte. Als wäre die Autorin nur fix eine rauchen gegangen und würde dann weiter schreiben wollen. Mittlerweile gibt es ja tatsächlich einen zweiten Band ( Erschienen: Februar 2014), welcher „April“ heißt, was man aber die letzten drei Jahre, aufgrund des fehlenden Nachwortes nicht erahnen konnte.

Von mir erhält dieses wirklich berührende literarische Werk 94 von 100 Punkten und somit 5 von 5 Sternen. Ich empfehle es allen, die mit Erfahrungen und Kinderschicksalen umgehen können und sich dafür interessieren.


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